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Hintergrund zum Erinnerungsschiessen (aus D’Region, 29. März 2022):

Zur Erinnerung

Um die Zeit von 1790 bis 1800 zeichnete sich die «alte Eidgenossenschaft» durch politische Instabilität und grosse Zerrissenheit im Verteidigungswillen aus. So darf es nicht verwundern, dass sich zu jener Zeit fremde Heere auf Schweizer Boden bekriegten.

Im Jahre 1798 erlitten die Berner im Grauholz eine militärische Niederlage gegen die Franzosen. Die Gefechte im Grauholz sowie bei Neuenegg und Fraubrunnen (6 km Luftlinie vom ehemaligen Gefechtsfeld zum Standort des Erinnerungsschiessens) fanden am 5. März 1798 statt. Wirren, Hunger und grosse Not zeichneten die Eidgenossenschaft. Die alte Staatsordnung brach zusammen. Die Helvetische Verfassung wurde unseren Vorfahren aufoktroyiert. 1803 setzte Napoleon die Mediationsverfassung in Kraft. Die Schweiz wurde ein Protektorat Frank­reichs.

Es bleibt zu hoffen, dass sich unser Land nie mehr solcher Knechtschaft ausgesetzt sehen muss. Die Hoffnung allein genügt aber nicht. Eiserner Wehrwille und ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl aller Eidgenossen bilden die unabdingbare Voraussetzung zur Erhaltung unserer Unabhängigkeit und Neutralität.

Das Erinnerungsschiessen soll Jahr für Jahr erneut eine Demonstration unserer Heimatliebe und unseres Willens, dieses Vaterland auch zu verteidigen, darstellen.

Der Beginn des Erinnerungs­schiessens

Am 3. Dezember 1900 besprachen sich Delegierte der Schützengesellschaft und Feldschützengesellschaften der Stadt Bern, Herzogenbuchsee, Langnau, Langenthal und Burgdorf über die Anregung eines historischen Erinnerungsschiessens in Burgdorf, um sich der Ereignisse der trüben Märztage von 1798 zu erinnern und sich gegen die Wiederkehr ähnlich bitterer und schwacher Zeiten zu wappnen. Und wie könnte ein Volk sich dagegen besser schützen und schirmen als durch die Übung mit der Waffe.

Das erste Erinnerungsschiessen fand am 10. März 1901 in Burgdorf statt. Es wurde im Stand auf 260 Meter Distanz geschossen. 68 Schützen sind der Aufforderung zur Teilnahme gefolgt.  Einheitliches Kehrscheibenbild mit Fünf-Punkte-Einteilung. Die Scheiben trugen die Namen «Fraubrunnen», «Grauholz» und «Neuenegg». Auf die ersten zwei Scheiben wurden je zehn Schüsse geschossen. Neuenegg war freier Schnellfeuerstich. Auch einige Kehrscheiben standen zum Einschiessen zur Verfügung. In der Scheibe Fraubrunnen wurde um das gemeinschaftliche Abendessen geschossen. Kränze wurden nicht ausgeteilt. Der beste Schütze im Schnellfeuer erhielt einen Becher. Das Erinnerungs­schiessen war schon im ersten Guss wohlgeraten und fand seine bleibende Form.